WAS BLEIBT
Konzepte für den Umgang mit Künstler-Nachlässen
Symposium des Künstlerbundes Baden-Württemberg
Samstag, 25.10.2014, 10.00 - 18.00 Uhr
Staatliche Hochschule für Gestaltung HfG Karlsruhe (ZKM Gebäude)
Lorenzstraße 15, 76135 Karlsruhe
Um Anmeldung bis 17.10.2014 wird gebeten:
Künstlerbund Baden-Württemberg e.V.
Clemens Ottnad M.A.
Geschäftsführung
Gerokstraße 37
70184 Stuttgart
Tel. 0711 51 89 64 80
Fax 0711 51 89 64 87
E-Mail info@kuenstlerbund-bawue.de
Clemens Ottnad M.A.
Geschäftsführung
Gerokstraße 37
70184 Stuttgart
Tel. 0711 51 89 64 80
Fax 0711 51 89 64 87
E-Mail info@kuenstlerbund-bawue.de
Die Tagung behandelt die Themen Nachlass, Vorlass,
Archiv, Schenkung und Stiftung. Mit Beiträgen von Prof. Dr. Wolfgang
Blumers (Steuerrecht), Dr. Uwe Degreif (Museum Biberach), Simone Demandt
(Künstlerin), Prof. Christian Jankowski (Künstler), Silvia Köhler
(Künstler-nachlässe Mannheim), Matthias Mansen (Künstler), Werner Meyer
(Kunsthalle Göppingen), Prof. Dr. Pia Müller-Tamm (Staatliche Kunsthalle
Karlsruhe), Prof. Werner Pokorny (Künstler), "Restkunst" (Brigitte
Raabe, Michael Stephan & Piet Trantel), Hildegard Ruoff (Fritz und
Hildegard Ruoff Stiftung), Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Hochschule für
Gestaltung Karlsruhe), Jutta Ulmer-Straub (Ministerium für
Wisschenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg), Dr. Otmar M.
Weigele (Stiftungsrecht).
Die künstlerische Produktion steigt stetig und für
jeden einzelnen Künstler, jede Künstlerin sind mit jedem neuen Werk
Erwartungen und Hoffnungen verbunden, diese Arbeit möge mit
durchschlagendem Erfolg im Gedächtnis bleiben und das über den eigenen
Tod hinaus. Auch Angehörige und Sammler, die bereits Konvolute von
Künstlern besitzen, hegen die Hoffnung, diese für Forschung und
Vermittlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Andererseits ist in
Anbetracht der Fülle künstlerischer Produktion die Verwaltung von
Nachlässen in Museen und öffentlichen Sammlungen kaum zu bewältigen.
Dieser Konflikt, hervorragende künstlerische
Arbeiten auf der einen und fehlende infrastrukturelle und administrative
Bedingungen, um diesen Arbeiten als Nachlass gerecht zu werden, auf
der anderen Seite ist die Konfliktebene, die in dem
ergebnisorientierten Symposium "Was bleibt" mit dem Fokus auf
Baden-Württemberg behandelt werden soll.
Für Künstler und Künstlerinnen ergeben sich generell folgende Fragen:
Was geschieht nach meinem Tod mit meinen Werken
bzw. was soll nicht geschehen mit den Werken, den Werkgruppen, den
Skizzenbüchern, Videobändern, Festplatten, den Briefwechseln? Die
Konvolute an die Kinder oder Nichten und Neffen einfach (unter Umständen
unsortiert) weitergeben, verschenken? Vernichten?
Soll meine Arbeit aufbewahrt, öffentlich sichtbar
bleiben, hat sie vielleicht Forschungsrelevanz? Gewinnt sie vielleicht
doch noch posthum an Wert? Oder ist der momentane Wert meiner Arbeit
relevant für eine eigene Nachlassstiftung?
Abgesehen von der Eigenbetrachtung denken viele
Künstler auch über die Werke vertrauter Kollegen nach, besonders, wenn
diese im aktuellen Kunstgeschehen wenig präsent sind, aber interessante,
unterbewertete Werkgruppen vorweisen.
Für die Kuratoren von Sammlungen und Museen stehen allerdings folgende Fragen im Vordergrund:
Wohin mit der Fülle von Arbeiten? Da es für Museen
und Sammlungen von Bedeutung ist und sie auch dazu angehalten werden,
ihr Profil zu definieren, muss ein Nachlass nach folgenden Kriterien
genau geprüft oder gleich abgelehnt werden: Erfährt unsere Sammlung
durch den Nachlass eine Ergänzung?
Hat die Künstlerpersönlichkeit prägende
künstlerische Entwicklungen angestoßen oder nicht? Gibt es
Forschungsrelevanz? Könnte es in der Zukunft Forschungsnachfrage geben,
landesweit, bundesweit oder sogar international? Welche Teile des
Nachlasses sind überhaupt erhaltenswert? Wie viel kann aus logistischer
Sicht in die Sammlung aufgenommen werden, und wie kann eine Werkauswahl
aussehen?
Museen und Sammlungen sehen sich allerdings meist außer Stande, komplette Nachlässe zu übernehmen!
Es gibt bundesweit einige Nachlassarchive, deren
Mitarbeiter sich mit großem Engagement dafür einsetzen, Werkgruppen
einzelner Künstler zu erhalten, zu inventarisieren und zu zeigen, z.B.
Archiv für Künstlernachlässe der Stiftung Kunstfonds in der Abtei
Brauweiler, Van Ham Art Estate in Köln, Archiv für Künstlernachlässe in
Hamburg und Private Künstlernachlässe im Land Brandenburg.
Allerdings gibt es in Baden-Württemberg, wo
zahlreiche einflussreiche Künstler und Künstlerinnen arbeiten, lediglich
eine Institution auf kommunaler Ebene, die Künstlernachlässe Mannheim,
die sich speziell um Nachlassverwaltung kümmert. Das reicht bei weitem
nicht aus und muss landesweit institutionalisiert werden. Dies wollen
wir auch in Zusammenarbeit mit der Landesregierung beziehungsweise dem
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst vorantreiben.
Schließlich haben wir ein wunderbares Modell in Baden-Württemberg, das
Literaturarchiv Marbach, aber eben für die Literatur! Es geht uns neben
der Diskussion der rechtlichen, verwaltungsmäßigen und logistischen
Problematik auch um die Findung neuer, zeitgemäßer Archivierungsformen,
die auch neue und interessante Zugriffsmethoden eines breiten Publikums
einschließen.
Der Künstlerbund bereitet eine Tagung vor, die sich
nicht ausschließlich an die ältere Künstlergeneration richtet, sondern
ebenso an junge Künstler und Studenten. Denn die Selbstorganisation
von Künstlern, das Erstellen von Werkverzeichnissen, das
professionelle Verwalten von eigene Inventarlisten und die der Galerien
ist eine der Voraussetzungen, seine Werkentwicklung gut zu kennen, zu
präsentieren und letztlich gegebenenfalls zu übergeben, sei es an eine Galerie, ein Museum, eine Stiftung.
Quelle: Künstlerbund BW