Gratis-Ausstellung im Alten Schloss Stuttgart
Eine Wunderkammer für Künstler
Von Florian Gann 21. Februar 2020 - 18:00 Uhr
Die Künstlerinnengruppe FUKS eröffnet am Sonntag im Alten Schloss in Stuttgart eine interaktive Ausstellung. Dass sie dort überhaupt stattfinden kann, ist etwas Besonderes.
Das Stuttgarter Kollektiv Fuks, das ausschließlich aus Künstlerinnen besteht: Karima Klasen, Martina Geiger-Gerlach, Kerstin Schaefer, Christa Munkert und Barbara Armbruster (v. l.). Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth
Stuttgart - Ein Baugerüst wird quietschend herumgeschoben, eine Frau mit Farbspritzern auf den schwarzen Klamotten malt penibel gleichmäßige Streifen auf die Wand. Im Hintergrund hört man immer wieder Hämmern. Das klingt nach einer Baustelle, aber hier entsteht eine Ausstellung – „unsere Wunderkammer“, so nennt es die Künstlerin Kerstin Schaefer. Es ist das letzte Feilen, damit alles bereit ist, wenn am Sonntag mit Underground-Jazz und Drinks die Ausstellung der Künstlerinnengruppe Fuks im Alten Schloss eröffnet wird. Und dass die Ausstellung hier überhaupt stattfinden kann, ist außergewöhnlich.
Die Geschichte des Alten Schlosses geht bis tief ins Mittelalter zurück. Auch damals gab es Künstler am Hofe, und sie mussten sich damit abfinden, sich dem Willen ihrer Hofherren zu unterwerfen. Eine freie Kunst, die aufbegehrt, daran war wohl nicht zu denken. Nun soll ausgerechnet das Schloss den Künstlern eine Freiheit geben, die sie sonst durch Platznot und hohe Mieten in Stuttgart nicht haben.
Genug Platz für Alle
Wenige Tage, bevor es losgeht, wuseln die Künstlerinnen von Fuks durch den geräumigen, fensterlosen Ausstellungsraum im Alten Schloss. Zwischen den schwarzen Wänden arbeiten sie intensiv, aber ohne Hektik an ihren Werken.
Karima Klasen malt etwa vier Meter hohe senkrechte Streifen auf eine riesige Wandfläche, in der Mitte gebrochen durch eine kleine Schräge. Steht man direkt davor, soll ein illusorischer Eindruck entstehen. Christa Munkert drapiert ihre Bilder in knalligen Farben an die Wand, die Bilder will sie im Zuge der Ausstellung neu arrangieren. In der Mitte des Raumes wird der Besucher durch zwei Leinwände in einen fast leeren Raum geholt, in dem Flüchtlinge warten und sich unterhalten. Man wird Zeuge eines sozialen Experiments. Ein paar Meter weiter sucht Barbara Armbruster noch nach der richtigen Ausrichtung für ihre Ornamente, die die beiden Welten verbinden sollen, in denen sie gelebt hat: den Orient und den Okzident, Kairo und Stuttgart. Und dann ist da noch Kerstin Schaefer. Sie stellt rund um ihre Bilder 90 Spiegel auf, die sie stille Beobachter nennt. Für all das ist genug Platz.
Ideen sind da, der Raum dafür nicht
Der Raum, in dem die Ausstellung im Alten Schloss stattfindet, ist auf den ersten Blick nichts Besonderes: Er sieht aus wie eine überdimensionale schwarze Schuhschachtel. Für die Künstlerinnen bedeutet er aber die Welt. 600 Quadratmeter zur freien Verfügung, auf denen sie bis Ende März ausstellen und arbeiten können. Der Austausch mit den Besuchern soll direkt in die Werke mit einfließen. Auch Gastkünstler sind willkommen – um Performances zu machen oder einfach nur den Raum zu nutzen und etwa an einem Roman zu schreiben. Weder Künstler noch Besucher müssen etwas dafür bezahlen.
Nach so etwas würden sie schon seit zehn Jahren suchen, sagt Kerstin Schaefer. Kunst braucht Platz, und Platz ist Mangelware in Stuttgart. Das Kollektiv Fuks hätte ein Konzept für einen Begegnungsort in der Schublade, eine Mischung aus Schulungsräumen, Café und Atelier, das einen Platz für etablierte Künstler und Freizeitkünstler bieten soll. „Das könnten wir sofort starten“, sagt Schaefer. Bloß, es fehle der Raum dafür.
Das Schloss wurde zum Künstler-Hort
Ein wenig löst das Landesmuseum die Platznot der Kulturszene, wenn auch nur vorübergehend. Sie habe von Bekannten von der Platznot der freien Szene gehört, sagt Isabel Schwab als Projektkoordinatorin des Landesmuseums. Mit ihrem Team habe sie dann die Idee entwickelt, Kulturschaffenden den Raum für Sonderausstellung im Alten Schloss übernehmen zu lassen. 35 Bewerbungen hat es gegeben, sechs verschiedene Partner bekamen für die Zeit von August 2019 bis Juni 2020 den Zuschlag. Wenn die Fuks-Künstlerinnen den Raum am Sonntag eröffnen, wird quasi Bergfest gefeiert – die zweite Hälfte der Kooperationen beginnt.
Der Kunstmarkt sei kein einfacher, er funktioniere nach eigenen Gesetzen, sagt Schaefer. „Diese Gesetze dürfen mich beim Malen aber nicht tangieren“, sagt die Stuttgarterin. Viele Künstler würden den wichtigen Leuten der Branche nach dem Mund reden, sagt auch ihre Fuks-Kollegin Christa Munkert. Sie will sich nach dem richten, was sie für richtig hält. In ihrem Quartier im Alten Schloss muss sie das auch – zumindest fünf Wochen lang – nicht tun.
FUKS im Kunstbezirk Stuttgart 2017:
Sonnendeck, Januar 2017, Stuttgart. FUKS Interview & Artikel: Hansjörg Fröhlich |
Artikel Stuttgarter Nachrichten 27.4.2016: Petra Mostbacher-Dix Performative Rede zur Situation der Bildenden Kunst in Stuttgart - Kerstin Schaefer für FUKSGroßer Sitzungssaal, Rathaus Stuttgart am 13.7.2013 |
Die ganze Rede sieht und hört man auf you tube gefilmt von Jonnie Doebele und geschnitten und arrangiert von Hannelore Kober (FUKS) Foto: Andreas Bär, Stuttgart |
Quelle und Anlaß:
kultur-im-dialog-stuttgart.de
Liebe Stuttgarterinnen und Stuttgarter,
in
den letzten beiden Jahren haben über 200 Bürgerinnen und Bürger darüber
diskutiert, wie Stuttgart zu einer noch lebendigeren Kulturhauptstadt
werden kann.
Mit sehr
großem Engagement, Sachverstand und Esprit wurden in vielen Gruppen und
an vielen Orten Analysen betrieben, Ideen entwickelt, Forderungen
formuliert und alles zu Leitlinien zusammengeführt. Sie sollen den
Gemeinderat und die Stadtverwaltung unterstützen, die Grundlage für die
Kulturpolitik der nächsten Jahre zu legen.
Wir laden Sie nun ganz herzlich
am 13.Juli um 10 Uhr in den großen Sitzungssaal des Rathauses
zur Präsentation und zur Übergabe dieser Leitlinien
an Herrn Oberbürgermeister Fritz Kuhn ein.
Dabei geht es
um ein kurzes Resümee des Prozesses: Per Wort, aber auch mit den
Mitteln der Kunst. Und nicht zuletzt wollen wir mit Ihnen zusammen auf
„Kultur im Dialog“ anstoßen - dazu lädt die Stadt Stuttgart zu einem
kleinen anschließenden Empfang ein.
Wir freuen uns sehr, Sie an
diesem Sommer-Sonnen-Vormittag im Rathaus begrüßen zu dürfen und bitten –
für die Planbarkeit – um eine kurze Anmeldung. Juli 2013
25. Oktober 2012
"OHNE ATELIER KEIN MYTHOS!" FUKS in der Staatsgalerie mit der Aktion "Einflüsterung"
FUKS: EINFLÜSTERUNG
"Ohne Atelier kein Mythos!"
WUSSTEN SIE SCHON:
-dass
Gerhard Richter Schutzpatron für die Stuttgarter Künstler werden will,
weil die Produktionsbedingungen hier so schlecht sind?
-daß Daimler Untertürkheim eine Werkhalle leerräumt und den Künstlern kostenlos für Atelierräume zur Verfügung stellt?
-daß
im nächsten Jahr der Göckelesmaier sein Festzelt den Künstlern als
temporäres Wasenatelier erstmalig zur Nutzung überlassen wird?
-Larry
Gagosian aus NYC sich als Ateliermäzen für Stuttgarter Künstler
positioniert, weil die Stadt alle Atelierhäuser abreißt und noch keine
neuen baut?
-Breuninger ein Künstleratelier auf die oberste Etage des Neubaus setzen will?
-daß die "Trümmerfrauen contemporary" das H7 wieder aufbauen, um die verloren gegangenen Künstlerateliers zu rekonstruieren?
-daß
schwimmende Pontonateliers auf dem Neckar für Künstler stadtnahe
Atelierräume bieten könnten? - Sponsoren werden bereits gesucht
-daß im Rathaus ein Sitzungssaal zu einem Großraumatelier umgebaut wird?
-daß in Stuttgart ab bald nur noch an der AKA Diplom machen darf, wer einen Atelierplatz nachweist (ausserhalb)?
nun eine Wahrheit:
-DASS
EINIGE DER BESTEN KÜNSTLER STUTTGARTS BEINAHE SCHON AUF GEPACKTEN
KOFFERN SITZEN? Wir sind selbst geschockt, wenn wir hören, wer geht,
bzw. gehen muss, weil er keinen Ort zum Schaffen findet. Eigentlich wollen wir bleiben.
noch eine Wahrheit, eine schöne:
Wer Räume zur Verfügung stellt, günstig, gegen Nebenkosten etc. wird so zum KULTURFÖRDERER STUTTGARTs und wird sicher davon profitieren, z.B. durch:
-Bezahlung durch Bildwerke, Kunst am Bau, etc. durch die Kreativen
-Aufwertung des Unternehmens, der Immobilie, des Viertels, des Stadtbezirks
-neue Synergien
-nichtmaterielle Gegenleistungen der Künstler im Sinne von z.B. regelmässigen Führungen/workshops der Künstler für die Mitarbeiter, Freunde, Familie, Interessierte
und vieles mehr.
FÖRDERN MACHT FREUDE!
4. Oktober 2012
FUKS bei Martina Geiger-Gerlach in "DON´T WORRY, BE HAPPY" in der Oberwelt
Die Arbeitsgruppen FUKS und "Plentyempty" treffen sich bei Martina Geiger-Gerlach in "Don´t worry! Be happy!" Foto: Martina Geiger-Gerlach22. Juli 2012
"Wanted" 02
Laura Bernhardt arbeitet während "Wanted" -der Aktion von FUKS- an AFRODITI Foto: Kerstin Schaefer |
FUKS-ler Justyna Koeke, Gabriela Oberkofler, Pablo Wendel in der Powerstation von Performance Electrics (Pablo Wendel) auf der Plattform des WKV am Aktionswochenende "Wanted" |
Pablo Wendels Pavillon, die powerstation, von Performance Electrics am WKV beherbergte am Aktionswochenende "Wanted" auch andere Künstler - Foto: Kerstin Schaefer link: www.performance-electrics.com |
FUKS-Initiatorin Doris Graf (Mittte) und Kolleginnen im Gespräch beim Aktionswochenende "Wanted" - zu Gast im Glastrakt des Württembergischen Kunstvereins WKV Stuttgart |
Kerstin Schaefer: Performance "Subscribe" während "WANTED": ...mehr als 1000 Namen?! - die Vornamen der 1000 und mehr Künstlermitglieder des WKV Stuttgart werden als Hinterglasbild gestaltet |
Idee: Doris Graf