9. Januar 2016

EÖ: KÜNSTLERHAUS STUTTGART - Fr., 22. Januar 2016, 19 h - "Moon blows close" — Graham Lambkin /// PERFORMANCE

Quelle/Foto: Künstler und Künstlerhaus Stuttgart Graham Lambkin 'Moon blows close', 2015





Moon blows close — Graham Lambkin
im Künstlerhaus Stuttgart 


Ausstellungsdauer: Sa., 23. Januar - So., 6. März 2015


Eröffnung am Freitag, den 22. Januar ab 19:00 Uhr

mit einer Performance von Graham Lambkin um 21:00 Uhr

Lambkin im Gespräch mit Künstler Ed Atkins, Samstag, 23. Januar um 14:00 Uhr


Moon blows close ist die bisher größte Ausstellung von Experimentalmusiker Graham Lambkin. Seit seiner Arbeit mit der Undergroundband The Shadow Ring in den 1990ern gilt Lambkin als Vorreiter im Bereich zeitgenössischer Klangformen. Moon blows close ist eine interdisziplinäre Präsentation von Lambkins künstlerischer Praxis, die seine performance- und soundbasierten Werke mit seinen visuellen Arbeiten in einen Dialog setzt. Die Ausstellung bringt eine eigens für das Künstlerhaus entstandene Performance mit Zeichnungen, Malereien und einer neuen Komposition zusammen.



KÜNSTLERHAUS STUTTGART
REUCHLINSTR. 4B
70178 STUTTGART
T (0711) 617652
F (0711) 613165






Öffnungszeiten Ausstellung:
Mittwoch – Freitag 15-19 Uhr
Samstag/Sonntag 13-17 Uhr


Wer sich mit den Werken von Graham Lambkin befasst, muss sich fast
zwangsläufig auch mit dem Thema Gewicht auseinandersetzen: mit Schwerkraft,
mit dem Entfernen von Gewicht, mit Verlust. Mit The Shadow Ring rückte zu
Beginn der 1990er Jahre seine Beschäftigung mit Musik in den Vordergrund. Der
Sound der Gruppe ergab sich aus einer rastlosen und feinfühligen Bewegung
zwischen verschiedenen Genres und Formen: ein selbstgezimmerter,
elektronisch verzerrter Post-Punk-Gestus mit ausgeprägtem Gespür für die
Struktur, Haptik und Kraft von Sprache.


Wie seine späteren Soloauftritte und Dialoge mit anderen Musikern – von
Salmon Run und Amateur Doubles bis hin zu Breadwinner und Making A –
gründen auch Lambkins Zeichnungen auf einem feinen Gespür für die
Spezifizität von Klangtiefen. Hier ist die Methode nicht nur der Unterbau, sondern
auch das verbindende Prinzip: die Intimität und Sparsamkeit der Mittel, die
Faszination für das häusliche Field Recording und seine potenzielle
Verletzlichkeit sowie der notwendige Glaube an das produktive und
grenzüberschreitende Potenzial von Zufällen.


In seiner bislang größten Ausstellung, Moon blows close, zeigt Lambkin mit einer
Live-Performance, einem speziell zu diesem Anlass konzipierten Salon und
einem Konvolut an neuen, größtenteils aus Zeichnungen und Malerei
bestehenden Arbeiten, wie sehr es ihn zum Randständigen zieht. Der Raum
seiner klangbasierten Arbeiten hat die Gestalt einer 40 Meter langen, gemalten
Kulisse und ist eine geschwungene, weiche Architektur, die eine schützende
Umgebung für Lambkins Performance und anschließende Audioarbeiten liefert
und einen Raum für sein Gespräch mit dem Künstler Ed Atkins bietet.


Darstellungsform des neuen Werkkomplexes an Aquarellen und Zeichnungen für
Moon blows close ist ein System aus Wandschirmen – ein Verweis auf Lambkins
ambivalenten Reflex, in der Aufbauphase und Umsetzung seiner künstlerischen
Arbeit Dinge zu verstecken, zu schichten und zu enthüllen. Obwohl seine
Arbeiten unbestreitbar auf eine gewisse Weltvergessenheit hindrängen – einem
Raum äußerster Konzentration, der in einen Prozess übergeht – merkt man
seiner künstlerischen Tätigkeit ebenso ein rastloses Gespür für eine Politik der
Affekte an. Eine Melancholie und ein gleichzeitiges Gefühl von Vergänglichkeit,
wie es in dem zentralen Gedicht und Stimmungsanzeiger von Moon blows close
zum Ausdruck kommt:



Sich nach innen wendend, einem Kuss begegnend
wehen drei sanfte Wörter nahe
durch die offene Blende
schicken die letzte Botschaft des Tages
die Zukunft von Wind auf Stein
Nun ist es still
Er streckt seine Hand aus
und berührt Wachs.


Graham Lambkin ist ein multidisziplinärer Künstler, der im Bundesstaat New York lebt. Mit der Gründung seiner Band The Shadow Ring machte er zu Beginn der 90er Jahre erstmals von sich reden. Nach der Auflösung der Gruppe unternahm Lambkin eine Reihe von beeindruckenden und höchst originellen Solo-Veröffentlichungen, darunter Salmon Run (2007) und Amateur Doubles (2012), eine von der Kritik gefeierte Trilogie mit dem experimentellen Tape-Musiker Jason Lescalleet, bestehend aus The Breadwinner (2007), Air Supply (2010) und Photographs (2013); Making A (2013) ist eine Gemeinschaftsarbeit mit Keith Rowe, dem namhaften Tabletop-Gitarristen und Gründungsmitglied des Ensembles AMM. In seiner jüngsten Veröffentlichung, Schwarze Riesenfalter, tritt Lambkin zusammen mit Michael Pisaro, dem Komponisten der Künstlergruppe Wandelweiser, in einer musikalischen Neubearbeitung von Texten von Georg Trakl auf.


Lambkin kuratiert darüber hinaus das Kye-Label, das seit seiner Gründung 2001 Klangwerke von zeitgenössischen Künstlern wie Vanessa Rossetto, Malcolm Goldstein und Matt Krefting veröffentlicht und daneben Archivbestände etwa von Henning Christiansen, Moniek Darge und Anton Heyboer erschließt.


Bislang sind fünf Bücher mit Kunst und Texten von Lambkin erschienen: Unfocused Hands
(2004), Dumb Answer To Miracles (2009), Dripping Junk (2010) Millows (2012) und als letztes Came To Call Mine (2014), eine üppig gestaltete Sammlung an Illustrationen und Erzählungen für Kinder.
Moon blows close ist Lambkins dritte Einzelausstellung nach Ausstellungen bei Audio Visual Arts in New York City und in der 356 Mission Gallery in Los Angeles.


Aktuell arbeitet Lambkin an einem langfristig angelegten Gemeinschaftsprojekt mit dem in Tokio lebenden Konzeptkünstler Taku Unami.


Quelle: www.kuenstlerhaus.de