13. April 2014

Frankfurt: Universitäts-Architekturikone wird kreativ & sozial umgenutzt


FAZ über Frankfurts Philosophicum:

 

Bezahlbares Wohnen im einstigen Denklabor -konstruiert und gebaut von Ferdinand Kramer.

 

Link zum Artikel inkl. Video mit 86-jährigem, damals als Planungschef beteiligten, Architeken Walther Dunkl



"...Heute ist das Philosophicum Dunkls Lieblingsbau. „Ich finde diese Fassade so ausgewogen, da können Sie nichts verändern.“ Als der Bau fertig war, zog Walther Dunkl mit seinen Kollegen ins Erdgeschoss, einen Großraum mit großer Fensterwand. Die Studenten, die draußen vorbeigingen, schauten ihnen auf den Zeichentisch. 1964 zog die Stadt einen Schlussstrich unter die Zeit der rebellischen Funktionalisten, gegen deren stichhaltige Argumente so schwer anzukommen war - Ferdinand Kramers Vertrag wurde nicht verlängert.
Von nun an ging’s mit dem Philosophicum und vielen anderen Kramerbauten bergab. Sie wurden systematisch vernachlässigt. „Weil die Universität und die Stadt die Universität raushaben wollten“, ärgert sich Walther Dunkl noch heute. In den achtziger Jahren, als er längst Leiter des Zentralarchivs für Hochschulbau an der Universität Stuttgart war, führte ihn der Kurator der Frankfurter Universität über den Campus, wies ihn auf den katastrophalen Zustand der Gebäude hin - und gab der „miserablen Architektur“ der Kramer-Bauweise die Schuld.
"...Und nun scheint also das denkmalgeschützte Philosophicum gerettet. Die Bürgerinitiative mit dem Namen „Projektgruppe Philosophicum“ hat vom städtischen Eigentümer ABG die Zusicherung erhalten, das Seminargebäude für 6,1 Millionen Euro kaufen und in ein Wohnhaus mit einer Kindertagesstätte im Erdgeschoss sowie einem zweigeschossigen Anbau umwandeln zu können. Voraussetzung: Bis zur Vertragsunterschrift am 30. Juni 2014 muss die Finanzierungsgarantie einer Bank vorliegen. Den Ausschlag, das um eine Million Euro niedrigere Kaufgebot anzunehmen, gab die Weigerung der Mitbewerber, die sozialen Folgekosten zu tragen.


Der Umbau in erschwingliche Wohnungen dürfte keine großen Schwierigkeiten bereiten - dank der vorausschauenden modularen Bauweise des Kramer-Teams. Und der Denkmalwert des Bauwerks wird steigen. Darauf spielte Frankfurts Planungsdezernent Cunitz an, als er in einer ersten Stellungnahme nicht nur von einem „Grundstein für stabile, sozial verantwortungsbewusste Nachbarschaften“ sprach, sondern auch davon, dass mit der Umnutzung „der Erhalt eines wichtigen Kramerbaus“ gewährleistet sei. Eine Genugtuung für Walther Dunkl, der vor kurzem noch fürchtete: „Das wird ein total langweiliger Stadtteil. Vielleicht gehen da mal ein paar Leute hin und schauen sich so was an. Aber mehr bleibt nicht. Es ist ein Jammer.“

Quelle: www.faz.net